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Hirudo medicinalis - Medizinischer Blutegel

Blutegeltherapie– kleine Sauger mit großer Wirkung

 

Blutegel sind farbig-bunte, elegante Schwimmer, ungefährlich und keinesfalls eklig. Das Wort "Egel" kommt aus dem Griechischen und bedeutet “kleine Schlange“. Blutegel sind schon seit Jahrtausenden für ihre Heilkräfte berühmt. Bei den Germanen wurde das Wort "Blutegel" nahezu synonym mit dem Wort "Heiler" verwendet. Dhanvantari, der indische Gott des Ayurveda, trägt einen Blutegel in einer seiner vier Hände, und im Englischen wurden die Heiler des Mittelalters als "leecher" [leech (engl.) = Blutegel] bezeichnet.

Seit mehr als 2000 Jahren werden Blutegel in den wichtigsten traditionellen Medizinsystemen der Welt (u.a. traditionelle europäische, ayurvedische, chinesische Medizin) angewendet.

Heutzutage ist die Blutegeltherapie zum Gegenstand moderner Forschung geworden, die längst belegt hat, dass die Heilwirkung nicht auf mittelalterlichem Aberglauben beruht. Die moderne Biochemie hat eine Reihe von Wirksubstanzen und deren Wirkmechanismen im Blutegelspeichel aufklären können. Eine dieser Substanzen ist das Hirudin, ein weltweit anerkanntes Arzneimittel, das bei verschiedenen Blutgerinnungsstörungen, u.a. bei Herzinfarkt, Verwendung findet. In den Speicheldrüsen der Egel sind hochwirksame Substanzen, aber keine Krankheitserreger zu finden.

Die rekonstruktive Chirurgie hat die sensiblen Blutsauger in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wiederentdeckt, als das abgerissene Ohr eines kleinen Jungen nur durch ihre Hilfe gerettet werden konnte. Die Blutegel sorgten mit ihren Sekreten dafür, dass der Blutfluss erhalten blieb, so dass das Ohr wieder anwachsen konnte

Viele Tiere scheinen instinktiv um die Heilkraft der Egel zu wissen. So gehen z.B. Rinder, Wasserbüffel, Schafe und Pferde mit Gelenkproblemen ganz gezielt in Gewässer, in denen Blutegel leben, und warten geduldig, bis die kleinen Egel sich ihre Mahlzeit holen und zum Dank heilende Sekrete im Körper des Patienten hinterlassen. Auch andere Tiere wie Hunde und Katzen z.B. lassen sich von Blutegeln nicht irritieren, wehren sich auch nicht gegen den Biss oder versuchen, den kleinen Wurm wieder los zu werden. Auch sie scheinen um die Heilkraft zu "wissen".

Seit einigen Jahren findet der lange Zeit vergessene Blutegel nun wieder in die Medizin und auch in die Tiermedizin zurück und ist wirkungsvoll beteiligt an der Behandlung verschiedenster Beschwerden, dabei nahezu frei von Nebenwirkungen.

Beim Menschen beobachtet man gelegentlich leichten Juckreiz und Rötung der Haut an der Bisstelle, bei oftmaligem Einsatz am selben Patienten auch eine Sensibilisierung. Tiere dagegen scheint der Blutegelbiss nicht zu irritieren.

 

 

 

 

Border Collie Joe mit angesetzten Blutegeln
Egel beim Saugen
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© Karen Huber